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Gleichstrommotor für Musikbox, Header

In Bergregionen war das Leben früher oft hart und entbehrungsreich. Was in der Ebene gedieh, wuchs in den Höhenlagen nur schlecht oder gar nicht, die Landwirtschaft blieb meist eine karge Angelegenheit. Transport und Verkehr waren mühsam und aufwendig, was auch den Handel nicht beförderte. So mussten die Bewohner solcher Landstriche seit jeher viel Phantasie und besondere Fähigkeiten entwickeln, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Know-how-Cluster Erzgebirge

Die handwerkliche Herstellung filigraner – und damit leicht zu transportierender – Produkte bot eine Lösung. Nicht zufällig finden sich etwa die traditionellen Zentren der Uhrmacherei im Schweizer Jura, im Schwarzwald – und im Erzgebirge. Dort entstanden über die Jahrhunderte weitere Handwerkstraditionen mit globaler Ausstrahlung: Geklöppelte Spitze, Musikinstrumente und Holzspielzeug werden aus Sachsens Süden in die ganze Welt exportiert.

Auf letzteres hat sich die Familie Müller in der Spielzeug-Metropole Seiffen spezialisiert. Edmund und Lina Müller begannen 1899 mit der Produktion von Miniaturstuben, Schmuckkästchen und Spielzeug aus Holz. Heute wird das zur Manufaktur angewachsene Unternehmen von ihrem Urenkel Ringo Müller geführt. Als Holzspielzeugmacher, der einen Schwibbogen als Meisterstück fertigte, repräsentiert er höchstpersönlich die Handwerkstradition seiner Heimat.

Doch schon dieser Schwibbogen verband das Herkömmliche mit neuen Ideen: Er war der erste mit einer kompletten elektrischen Innenbeleuchtung. Später kamen Modelle hinzu, die das Glockengeläut der Dresdener Frauenkirche oder Orgelmusik abspielen konnten, natürlich mit dem passenden Holzmodell des wiedererstandenen Doms als Figurenmotiv.

DC-Motor für Spieluhr, geschlossenes Modell

Neben seinem Drang zur Innovation hat der Geschäftsführer auch ein offenes Ohr für die Wünsche seiner Kunden. Denn sie gaben die Anstoß zur Entwicklung eines ganz neuen Produkts, wie er erzählt: „Die traditionelle Spieldose hat ein mechanisches Spielwerk, das ein einziges Musikstück abspielen kann. Auf Messen und Märkten haben uns aber die Endkunden immer wieder gefragt, ob nicht mehr Auswahl möglich sei, ob man nicht auch eigene Musikstücke abspielen lassen könnte. Von unseren Schwibbögen hatten wir Erfahrung mit Musikelektronik und so lag es nahe, daran anzuknüpfen.“

Eigenes Audio-Format

Eine Anfrage beim Hersteller der Spielwerke ging jedoch zunächst ins Leere: Der Entwicklungsaufwand wäre zu groß und kaum zu finanzieren. Neben einer durchaus komplexen Hardware war hier auch ein lizenzrechtlicher Aspekt zu bedenken. „Die Gema-Gebühren für ein Musikabspielgerät sind bei unseren überschaubaren Stückzahlen einfach zu hoch“, erklärt Ringo Müller. „Wir konnten also nicht einfach ein herkömmliches MP3-Modul oder ähnliches verwenden, für das wir diese Gebühr hätten zahlen müssen.“

Die Lösung fand sich in Chemnitz, am Lehrstuhl für Technische Informatik der dortigen Technischen Universität. Professor Wolfram Hardt freute sich über die Gelegenheit, neben der theorielastigen wissenschaftlichen Tätigkeit ein greifbares und für jeden verständliches Thema zu bearbeiten. Zusammen mit einigen Doktoranden entwickelte er nicht nur die Software zur Steuerung der weltweit ersten elektronischen Spieldose, sondern auch ein eigenes Datenformat für die Gema-freien Musikstücke, die sie abspielen sollte.

Heute stehen auf der Firmenwebsite mehrere hundert Lieder und Melodien zum kostenlosen Abruf bereit. Besonders stolz ist man in der Manufaktur auf die Stücke, die der weltbekannte Dresdner Trompetenvirtuose Ludwig Güttler mit einem Bläserensemble eigens für die Müller-Spieldose eingespielt hat.

Die Spieldose ist mit einer Bluetooth-Schnittstelle ausgestattet, um sie mit einem Computer oder einem Smartphone zu verbinden und Audiodateien zu übertragen. „Man kann zum Beispiel ein Weihnachtslied aufnehmen, das man im Familienkreis selbst singt oder auf Instrumenten spielt“, erläutert Ringo Müller. „Die Aufnahme wird bei uns in unser .song-Format umgewandelt und zurückgeschickt. Anschließend kann man sie per Bluetooth auf den Speicherchip der Spieldose überspielen.“

Musik und Motiv im Einklang

Dort ist Platz für 25 Stunden Musik und bis zu fünf eigene Playlists, zur Auswahl nach Anlass und Stimmung. Neben vertrauten Melodien können auch Sprachbotschaften, Liebesgedichte, Geschichten oder Märchen aufgespielt werden. Die Elektronik erlaubt es zudem, die Spieldose als Wecker zu nutzen oder sich etwa zur vollen Stunde ein bestimmtes Musikstück vorspielen zu lassen.

Wie die Hörstücke, kann man auch die sich drehenden Motivscheiben wechseln und zum Beispiel je nach Jahreszeit mit weihnachtlichen oder sommerlichen Motiven bestücken. Zu den Trompetenstücken gibt es zum Beispiel eine Motivscheibe, welche die Künstler vor der Dresdner Frauenkirche zeigt. Ein eigens entwickelter runder Strichcode auf der Unterseite der Scheibe wird von der Konsole erkannt, sie spielt dann die dazu passende Musik.

„Im Jahr 2009, als die Entwicklung des Konzepts für die elektronische Spieldose schon vorangeschritten war, haben wir im Internet nach einem passenden Motor für die Spieldose gesucht und sind dort auf FAULHABER gestoßen“ erinnert sich Ringo Müller. „Im Dosenkörper ist sehr wenig Platz, wir brauchten also einen sehr kleinen Antrieb, der aber trotzdem genug Leistung bringen muss, um die – gar nicht so leichte – Motivscheibe in eine gleichmäßige langsame Drehung zu versetzen. Das soll natürlich ruckfrei und möglichst geräuschlos geschehen, um die Musikwiedergabe nicht zu stören.“

DC-Motor für Spieluhr, mit freier Sicht

Sparsamer Gleichlauf für Motivscheiben

Der zuständige Vertriebsingenieur empfahl einen DC-Getriebemotor der Serie 2619…SR mit Edelmetallkommutierung. Bei einem Durchmesser von 26 Millimeter ist er – einschließlich des integrierten Stirnradgetriebes – ganze 19,2 Millimeter lang. Zusammen mit der hohen Leistungsdichte und einem minimalen Trägheitsmoment sorgt die 207:1-Übersetzung für den langsamen Gleichlauf ohne hörbare Störgeräusche. Wichtig ist auch der hohe Wirkungsgrad, da die Spieldose ihre Energie aus Batterien bezieht und die Elektronik nur eine niedrige Spannung an den Motor abgeben kann.

Diese mechanische Basis hat sich inzwischen über mehr als zehn Jahre ohne wesentliche Veränderung bestens bewährt. Die Firmware der Spieluhr wird dagegen zusammen mit den Partnern in der TU Chemnitz ständig weiterentwickelt. 2023 soll die Version 4.0 fertig sein. Auch die Bibliothek verfügbarer Musikstücke, die von zahlreichen Künstlern beigesteuert werden, wächst stetig weiter an. Dazu gehören auch Werke des bekannten Kinderliedautors Rolf Zuckowski. „Am Anfang unserer Zusammenarbeit stand sein Lied ‚In der Weihnachtsbäckerei‘, das wunderbar zu unserer Tradition passt“, erinnert sich Ringo Müller. „Inzwischen sind viele andere Lieder und vier Motivscheiben hinzugekommen, die wir nach seinen Ideen gestaltet haben.“

Produkte

DC-Getriebemotoren
2619 ... SR
Edelmetallkommutierung
Datenblatt (PDF)
Eckdaten
Nennspannung:
6 ... 24 V
Dauerdrehmoment bis:
100 mNm
Abtriebsdrehzahl bis:
635 min⁻¹
Kurzzeitdrehmoment bis:
180 mNm
Untersetzung:
8 ... 1257
Durchmesser:
26 mm
Länge:
19.2 mm
Serie 2619 ... SR

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