Modelleisenbahnen sind heute bei Groß und Klein beliebt. Je nach Verwendung kann man zwischen Spielzeugeisenbahn und äußerst originalgetreuen Modellen wählen. Einer der führenden Hersteller für gehobene Modelleisenbahnen, die Firma Gebr. Fleischmann aus Nürnberg, hat nun ein neues Modell entwickelt. Der Miniaturnachbau Spur N der bayrischen Lok Baureihe 70 (BR 70) von 1930 besticht durch detailreiche Ausführung. Selbst die Zehntelmillimeter großen Aufschriften sind mit der Lupe einwandfrei lesbar.
Die Neigung zur Perfektion machte natürlich auch nicht vor der Antriebstechnik halt. Gerade hier schreitet die Entwicklung mit großen Schritten voran. Aus diesem Grund holte der Modellbauprofi den Kleinstantriebsexperten FAULHABER mit ins "Entwicklerboot". So konnte von Anfang an ein exakt zugeschnittenes Konzept erstellt werden, das Antriebsanforderungen, Modellgröße und Eigenschaften ideal miteinander verband.
Der Modellbahnbau im Maßstab 1:160, also Nenngröße N, bedeutet kleine Einheiten. In diesem Fall beträgt die Länge der Lok BR 70, Spur N über die Puffer gemessen nur ca. 57,8 mm. Das Gewicht ist mit nur 36 g ebenfalls gering. Trotzdem müssen alle Details und eine modellgerechte Fahrleistung sichergestellt sein. Das Fahrgestell und das Gehäuse der Lok bestehen aus Metall-Druckguss mit angesetzten Teilen aus Kunststoff. So können selbst kleinste Details naturgetreu in der Serienfertigung wiedergegeben werden. Dem Original entsprechend ist eine naturgetreue Beleuchtung mit kleinsten, warmweißen Leuchtdioden integriert. Die Beleuchtung wechselt automatisch mit der Fahrtrichtung.
Für den Antrieb sind bestimmte mechanische und physikalische Gegebenheiten zu beachten. Wie bei den großen Loks ist die Traktion (und im Modell die Stromübertragung) von Rad und Schiene ausschlaggebend für die Kraftübertragung. Ein kleiner Motor erzeugt nur ein geringes Drehmoment, benötigt aber eine hohe Drehzahl. Die Drehzahl muss nun relativ zum Modellmaßstab und der Größe der Antriebsräder per Getriebe untersetzt werden. Hinzu kommen noch elektronische Baugruppen, um z. B. digitale Steuerimpulse an den Antrieb oder Beleuchtung und Zusatzeinrichtungen weitergeben zu können. Das alles muss auf kleinstem Raum unsichtbar und langjährig zuverlässig funktionieren.
Kleinstantrieb ganz groß
Im Falle der hier vorliegenden Modelllok mit nur 36 g Masse und relativ hoher Motordrehzahl stellt sich vor allem das Problem der Laufruhe. Schon geringste Unwuchten im Rotor führen bei der leichten Lok zu Schwingungen und eventuellen Resonanzen in der Modellbahnanlage auf der die Gleise verlegt sind. Das Problem wurde durch eine hochpräzise Schwungmasse auf der Motorwelle realisiert. Ihr Höhen- und Seitenschlag beträgt lediglich 0,03 mm. Dank dieser exakten Bauweise konnte der Motor und damit die Schwungmasse so groß ausgeführt werden wie es das Lokgehäuse gerade noch erlaubte. Der Vorteil dieser Vorgehensweise: Die große Schwungmasse, die die kinetische Antriebsenergie speichert, garantiert ein hervorragendes Laufverhalten über Weichen und Weichenstraßen, auch im sehr langsamen Rangierbetrieb. Dies kommt besonders bei streckenbedingten, kurzzeitigen Unterbrechungen der Versorgungsspannung zum Tragen.
Eine Version der Lok mit eingebautem Digitaldecoder ist speziell auf dieses Laufverhalten des Antriebsmotors abgestimmt, auch das verbessert das originalgetreue Erscheinungsbild bei langsamer Fahrt deutlich. Langlebige lebensdauergeschmierte Lager im Motor, die auch die Axialkräfte der ersten Schneckenwellen-Getriebestufe problemlos aufnehmen, ergänzen die für den Modellbau optimierte Ausführung des Kleinstantriebes.
Moderne Kleinstantriebe lassen sich für fast alle Anwendungsfälle maßschneidern. Je früher dabei der Antriebsexperte in die Entwicklung der Anwendung mit einbezogen wird, umso harmonischer lässt sich der Antrieb einfügen. Selbst einzelne besonders wichtige Eigenschaften, wie spezielle Bauform, Kurzzeitüberlastung, extreme Laufruhe usw. sind so meist problemlos zu erreichen. Antriebe von der Stange erfüllen heute schon viele Anforderungen, für den gehobenen Einsatz und ganz spezielle Anwendungen sind Maßanfertigungen die Lösung. Der Kleinstantrieb ist heute keine Begrenzung der Kreativität mehr, sondern eher das Herz, welches die Phantasie der Entwickler anregt, nicht nur im Modellbau.
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