Ladesäulen machen den Stadtraum nicht gerade schöner, und selbst in der Garage möchte man gern auf die klobigen Kabel und Stecker verzichten. Das berührungslose induktive Laden mit Spulen im Garagenboden oder dem Straßenbelag kommt ohne solche optische und mechanische Belästigung aus – leider zu einem hohen Preis, in mehrfachem Sinne: Um die Spulen wirklich verschwinden zu lassen, muss man den Boden aufreißen und wieder herrichten; die maximale Leistung beträgt derzeit meistens drei Kilo- watt, was zu langen Ladezeiten führt; beim Laden geht im Vergleich zum Kabelkontakt ein erheblicher Teil des Stroms verloren, und dieser Anteil wird noch größer, wenn man nicht ganz exakt über der Spule geparkt hat. Stecker findet Anschluss Mit der Technik von Volterio werden alle diese Probleme elegant umgangen. Im „Ruhezustand“ liegt das Ladegerät als unauffällige, gerade mal sechs Zentimeter hohe Konstruktion auf dem Boden. Zum Laden parkt man mit dem Auto einfach darüber. Nun fährt teleskopartig ein Roboterarm aus. An sei- nem Ende befindet sich ein Stecker, der sein Gegen- stück am Unterboden des Autos ansteuert. Zuvor haben sich beide Komponenten per verschlüsselter Drahtloskommunikation verständigt. Da der konisch- runde Stromträger kein Stecker im herkömmlichen Sinn ist, findet er den vollen Kontakt auch dann, wenn das Fahrzeug die Parklücke nur suboptimal getroffen hat. Für die gezielte Ansteuerung sorgt ein Ultraschall-System. Die Verbindung wird in weniger als 15 Sekunden hergestellt. Dabei genügt es, wenn sich der Anschluss in einem 50x50 Zentimeter großen Feld befindet, das Auto darf auch schräg stehen. Die ganze Einheit lässt sich zudem ganz im Boden versenken, wenn etwa eine Garage oder ein Parkplatz neu gebaut werden. Die Ladeleistung eines Ladegeräts mit Heimanschluss beträgt 22 Kilowatt, womit auch die größten Auto- batterien in vier bis fünf Stunden aufgeladen werden können. Die Technik ist aber dafür ausgelegt, bis zu 100 Kilowatt Gleichstrom zu bewältigen, was die Ladezeit auf eine Stunde senkt. Die Idee für Volterio stammt aus einer Master- arbeit, die Christian Flechl 2014 an der Technischen Universität Graz (Österreich) abgeschlossen hat. Heute ist er Geschäftsführer der VOLTERIO GmbH, und sein Produkt steht kurz vor dem Start der Serien- produktion. Bei der Entwicklung des Prototyps kam es nicht zuletzt auf die drei Motoren an, die den Roboterarm auf ebenso vielen Achsen bewegen: „Wir wollten eine möglichst flache Einheit bauen, also ging es im Gerät von Anfang an sehr eng zu“, erin- nert sich der junge Diplomingenieur. „Zugleich sind doch erhebliche Gewichte zu bewegen, die Motoren müssen daher – in Verbindung mit dem passenden Getriebe – bei minimalem Volumen ein hohes Dreh- moment und eine hohe Geschwindigkeit erreichen.“ Christian Flechl — Geschäftsführer VOLTERIO GmbH 26 0 2 . 2 0 1 9 S P O N S O R I N G