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Nahaufnahme der mechanischen Anzeige hinter dem Lenkrad des Bugatti Tourbillon mit Blick auf die drei mechanischen Armaturenbrettsatelliten.

Wer den Bugatti Tourbillon zu beschreiben versucht, muss sich schon ein bisschen am Riemen reißen, um nicht in Klischees wie „atemberaubendes Design“ und „kompromisslose Technik“ zu verfallen. Zumal sich auch die Superlative aufgrund der Häufung abnutzen: 446 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit, eine Beschleunigung unter 5 Sekunden (wohlgemerkt von 0 auf 200) und ein Startpreis von 3,8 Millionen Euro sind nur eine kleine Auswahl aus den Spitzenwerten dieses Autos.

Für das neue Modell, das 2026 auf den Markt kommen soll, wurde der Antriebsstrang von Grund auf neu entwickelt. Er beruht auf einem komplexen System von Elektromotoren, einem V16-Saugmotor und einem Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe der neuesten Generation. „Es war uns wichtig, dass dieses Auto das reine und unverfälschte analoge Gefühl eines Verbrennungsmotors beibehält und gleichzeitig mit der Agilität und den Fähigkeiten von Elektromotoren kombiniert wird“, schreibt der Hersteller dazu.

Gipfel der Uhrmacherkunst

Das französische Wort „Tourbillon“ bedeutet „Wirbelwind“ und passt an sich schon gut zu diesem ungewöhnlichen Fahrzeug. Zugleich ist der Name aber auch eine Anspielung auf eine gleichnamige Erfindung Abraham Louis Breguets: Dieser Titan der Uhrmacherkunst hatte sein Handwerk im 18. Jahrhundert in der Schweiz erlernt und war später nach Frankreich übergesiedelt – ähnlich wie der Italiener Ettore Bugatti, der seine legendäre Sportwagenfabrik 1909 im elsässischen Molsheim betrieb. Dort werden die Fahrzeuge mit dem großen Namen auch heute wieder hergestellt. 

Der Tourbillon sorgt mit einer ebenso komplizierten wie filigranen Vorrichtung dafür, dass die Einwirkung der Schwerkraft auf die Ganggenauigkeit von Taschen- und Armbanduhren neutralisiert wird. Heute werden diese feinmechanischen Wunderwerke überwiegend in La Chaux-de-Fonds gefertigt, unter anderem bei Concepto. Valérien Jaquet, der die Manufaktur 2006 gründete, ist ein Bewunderer Breguets und selbst ein herausragender Uhrmacher. Er hat sein Unternehmen in weniger als zwei Jahrzehnten zu einem der wichtigsten Uhrwerklieferanten für die großen Marken gemacht. Unter anderem hat Concepto die dünnste mechanische Uhr der Welt entwickelt, die ganze 1,7 Millimeter Höhe aufweist. Neben dem Tourbillon gehören Kaliber mit allen denkbaren Komplikationen zum Angebot des Unternehmens.

Als bei Bugatti die Idee einer mechanischen Anzeige für das neueste Fahrzeugmodell entstand, war Concepto als Technikpartner eine naheliegende Wahl. Das Auto hat zwar an der Mittelkonsole auch einen ausklappbaren digitalen Bildschirm mit den Funktionen, die man in einem modernen Fahrzeug erwartet, doch der Tacho im Blickfeld des Fahrers sollte etwas ganz Außergewöhnliches sein.

Blick vom Fahrersitz des Bugatti Tourbillon auf das Armaturenbrett, mit Fokus auf das Lenkrad und die dahinter liegende mechanische Anzeige, umgeben von der hellblauen Innenausstattung des Fahrzeugs.

Dimensionssprung und elektronisches Neuland

„Bugatti wollte eine Anzeige, die nicht nur äußerlich einer Schweizer Armbanduhr der Luxusklasse ähnelt, sondern auch in ihrem Innenleben auf der gleichen Art von Mechanik beruht“, erzählt Guillaume Tripet, der bei Concepto das Bugatti-Projekt leitet. „Aus dieser Idee ist das Konzept mit der großen kreisförmigen Anzeige in der Mitte und zwei kleineren Satelliten links und rechts davon entstanden. Man erkennt darin die klassische Armbanduhr mit mehreren Komplikationen – nur dass hier statt Stoppuhr oder Mondphasenanzeige die zentralen Fahrzeugdaten zu sehen sind, ebenso wie die edle Mechanik hinter den Zeigern.“

Das komplexe Uhrwerk besteht aus 600 Teilen, die von null auf neu entwickelt werden mussten. Zwar baut Concepto auch Tischuhren und hat deshalb größere Kaliber im Portfolio, doch die Anzeige im Bugatti erfordert um bis zu 80 Prozent größere Komponenten als diese. Dafür mussten die Maschinen der Manufaktur erst angepasst werden, ohne dass die gewohnte Präzision der Fertigung leidet. 

Als weitere Herausforderung kam die Verbindung der Mechanik mit der Elektronik des Bordcomputers und den elektrischen Motoren hinzu. Denn die Werte von Fahrzeugantrieb, Tank und Batterie werden von elektronischen Sensoren ermittelt und an den zentralen Rechner des Autos geleitet. Damit sie auf einer mechanischen Anzeige erscheinen können, wird also ein „Übersetzer“ benötigt. Diese Funktion übernehmen acht Schrittmotoren von FAULHABER, die übrigens ebenfalls in La Chaux-de-Fonds hergestellt werden. Sie bewegen die Zeiger, indem sie die elektronischen Signale unmittelbar in präzise abgezählte Motorschritte verwandeln.

Stark, hitzebeständig und reaktionsschnell

Die punktgenaue Umsetzung von Steuersignalen in hochpräzise Bewegungen gehört zu den Stärken aller Schrittmotoren von FAULHABER. Hier kamen zu dieser grundlegenden Anforderung weitere Vorgaben und mit ihnen hohe Hürden bei der Motorauswahl hinzu. Die elektromechanische Anzeige sitzt fast freischwebend auf der Lenksäule und hat nur eine geringe Tiefe. In diesem beschränkten Bauraum mussten neben der aufwendigen Mechanik acht Schrittmotoren Platz finden. Man entschied sich für die Typen AM0820 und AM1020 mit 8 beziehungsweise 10 Millimeter Durchmesser.

Nahaufnahme der mechanischen Anzeige des Bugatti Tourbillon, mit silbernen Zeigern vor schwarzem Hintergrund, verziert mit silbernen Zahnrädern.

Jeder Motor bewegt einen der Zeiger, deshalb sind allein vier im linken Satelliten mit seinen drei Anzeigeelementen untergebracht. Diese vier sind die einzigen, die nur über ein Schneckengetriebe mit den Zeigern verbunden sind, während die anderen Motoren ein komplexeres, durch Saphirglas sichtbares Getriebe haben. Diese Komponente wurde von FAULHABER eigens für diese Anwendung entwickelt, ebenso wie die Motorsteuerung, welche die Messsignale in die Bewegung der Zeiger oder das Halten einer stabilen Stellung bei unverändertem Wert übersetzt.

„Die Anzeige muss jederzeit gut zu erkennen sein, daher sind im Cluster zahlreiche LED integriert“, erläutert Guillaume Tripet. „Außerdem ist er in seiner exponierten Position der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt. In seinem Inneren wird es also richtig warm, zumal der knappe Raum nur eine Lüfteröffnung zulässt. Auf der anderen Seite müssen die Motoren ihre Arbeit aber auch gleich nach dem Starten an einem eiskalten Wintertag verrichten können. Sie müssen verzögerungsfrei hochfahren und im Verhältnis zu ihren kleinen Abmessungen sehr große Lasten bewältigen, über lange Zeit und ohne Leistungseinbuße.“

Die FAULHABER-Motoren für den Bugatti Tourbillon verfügen über einen Temperaturbereich von minus 30 bis plus 120 Grad. Auch bei Präzision und Reaktionszeit erfüllen sie alle Anforderungen der Concepto-Ingenieure. Die geforderte Leistung könnten vergleichbare Produkte ohnehin nur bei größerem Volumen erbringen. In der Vorserie haben die Antriebe bereits bewiesen, dass sie ihre Aufgaben im Cluster einwandfrei erfüllen und auch in den Prüfreihen wie etwa beim Vibrationstest gut bestehen. Guillaume Tripet: „Wir sind jetzt dabei, das System zu perfektionieren, damit der neuste Hypersportwagen pünktlich zum Launch mit dieser außergewöhnlichsten Anzeige ausgeliefert werden kann.“

Produkte

Schrittmotoren
AM0820
Zwei Phasen, 20 Schritte pro Umdrehung
Produktdetails
Datenblatt (PDF)
Schrittmotoren
AM1020
Zwei Phasen, 20 Schritte pro Umdrehung
Produktdetails
Datenblatt (PDF)

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