Seit Mitte der 1960er Jahre arbeitet die englische Firma AB Precision (Poole) Ltd. aus Dorset als Zulieferer für das britische Ministry of Defense. Um den in der heutigen Zeit gestiegenen Gefahren beim Aufspüren und Entschärfen von Explosivkörpern Rechnung zu tragen, entwickelten die Experten aus Dorset die neueste Generation ihres Guardian MROV (Miniature Remotely Operated Vehicles). Das modular aufgebaute Kleinfahrzeug kann als Geräteträger je nach Anforderung mit Zusatzausrüstung ausgestattet werden. Universelle Einsatzfähigkeit bedeutet auch, dass jedes Gelände überwunden werden muss.
Kompakte Bauweise gefragt
Ebenso wichtig ist eine kleine Bauform, damit in engen Gängen manövriert werden kann, wie z. B. in Zügen, Flugzeugen oder U-Bahnen. Um möglichst viele verschiedene Funktionen inklusive eines kräftigen Geländeantriebs in einem kleinen Geräteträger unterbringen zu können, arbeiteten die englischen Experten mit den Antriebsspezialisten von FAULHABER zusammen. In der Grundausstattung des Guardian übernehmen 15 unterschiedliche Kleinstantriebe die exakte Umsetzung der Steuerbefehle. Gesteuert wird alles von einem Kommandokoffer aus. Ein 17"-LCD-Bildschirm zeigt die Aufnahmen der Kameras, ein 10,5"-Touch-Screen bietet mit Soft-Buttons und einer 3D-Abbildung des Gefährts eine intuitive Steuerung auch der Zusatzmodule. Zwei Joystick-Controller für den Antrieb und den Manipulatorarm ergänzen die Steuerzentrale.
Da oft bei beengten Verhältnissen aufgeklärt werden muss, ist eine kompakte Bauweise gefragt. Mit einer Breite von 417 mm (Laufketten) sowie einer Länge von maximal 1280 mm und einer Höhe von (Auslegerarm eingeklappt) 504 mm passt der Unterbau auch durch enge Gänge. Außerdem ist der Aufklärungsradius möglichst groß zu halten. Ein „Teleskoparm“ verlängert daher die Reichweite des Aufklärungskopfes auf bis zu 2,10 m. Gleichzeitig kann der Kopf auch soweit abgesenkt werden, dass er unter Fahrzeugböden sehen kann. Ein tiefer Schwerpunkt und robuste Laufketten bieten dabei ein standfestes Fundament für wackelfreie, scharfe Aufnahmen oder präzise Manipulationen mit dem Auslegerkopf. Je nach Geländeanforderungen gibt es für das Fahrwerk auch Räder. Das erlaubt auf befestigtem Untergrund höhere Fahrgeschwindigkeit und erhöht so die Mobilität.
Hohe Flexibilität dank modularem Aufbau
Das komplette Fahrzeug ist in sicherer Distanz aus leicht tragbaren Modulen schnell zusammengebaut. Das erleichtert den Transport und gibt den Experten die Möglichkeit, durch Modulauswahl das richtige Werkzeug für jeden Einzelfall vor Ort zu bringen. So stehen neben einer Vierfarb-Kamera zahlreiche Module bereit, wie z. B. unterschiedliche Waffen (um z. B. Schlösser aufschießen zu können), Module mit Röntgengerät, eine Wasserstrahlschneideeinheit und vieles mehr. Ein optionaler Anhänger kann zusätzliche Ausrüstung transportieren.
Maßgeschneiderte Lösungen aus dem „Antriebsbaukasten“.
So unterschiedlich wie die Einsatzbereiche sind auch die eingesetzten Antriebe. Alle unterliegen jedoch Universalanforderungen, wie absolute Zuverlässigkeit, kleinstmögliche Bauform, hohe Leistung bei feinfühligem Betrieb und möglichst hohem Wirkungsgrad für lange Akkueinsatzdauer. Kurz gesagt, die Produktphilosophie des Guardian und die der Antriebsmotoren von FAULHABER gleichen sich sehr. In beiden Fällen wird auf ein modular aufgebautes Produkt für einen möglichst weiten Einsatzbereich gesetzt. Diese Verwandtschaft zeigt sich dann auch im Einsatz der 15 hier eingesetzten Antriebe. Je nach Aufgabe werden Motoren und Getriebe ausgewählt und entsprechend der Leistungsanforderung kombiniert. So erhalten die vier Antriebsmodule ihre Kraft durch je einen 38 mm durchmessenden Motor mit durchmesserkonformem Planetengetriebe. Mit über 200 W und rund 150 mNm an der Motorwelle reichen die zusammen rund 1 PS leistenden Motoren problemlos aus, um das Fahrzeug samt Ausrüstung durchs Gelände oder über Steigungen zu bewegen.
Zwei baugleiche Motoren mit anderer Untersetzung sind auch für das Heben und Senken des Teleskopauslegers zuständig. Durch die breite Getriebepalette an Untersetzungen können so das Abtriebsdrehmoment und die Geschwindigkeit in beiden Fällen optimal gewählt werden. Kleinere 32-mm-Motoren mit rund 80 W fahren den Teleskoparm ein und aus. Um das Kopfgewicht klein zu halten, bedienen leichte Antriebe mit 26 mm Durchmesser und 44 W Leistung die Funktion „Kopf drehen und kippen“. Die Kamera und optionale Waffen wiederum werden über zwei gleiche Antriebe mit 23 mm Durchmesser und rund 20 W bewegt. Der Manipulator dagegen arbeitet funktionsbedingt mit je einem 23- und einem 26-mm-Antrieb. Alle Motoren sind in robuster DC-Bürstentechnik aufgebaut und können so bereits bei kleinsten Spannungen anlaufen. Auch die vergleichsweise einfache und robuste Antriebssteuerung über Pulsweitenmodulation ist für diesen Einsatzfall ideal geeignet.
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