Mit seiner Keynote „Intelligent Manipulation – Fine Motor Skills for Humanoid Robots“ zeigte Prof. Homayoon Kazerooni, wie nah diese Zukunft bereits ist. Der renommierte Forscher von der University of California, Berkeley, gab beim FAULHABER Kundentag spannende Einblicke in den aktuellen Stand humanoider Robotik – und in eine Technologie, die das Potenzial hat, die Arbeitswelt grundlegend zu verändern.
„Humanoids are here for real.“ Mit dieser Botschaft macht Prof. Kazerooni deutlich, dass das Potenzial von humanoiden Robotern weit über Forschungslabore hinausreicht: In Fertigung, Montage, Wartung, Logistik und Lagerhaltung eröffnen sie völlig neue Möglichkeiten für die industrielle Automation.
Das Trio menschlicher Kompetenz
Anhand des Beispiels von Produktionsmitarbeitern verdeutlichte Prof. Kazerooni die drei zentralen Elemente menschlicher Arbeit: Intelligenz, Sehen und Manipulation.
- Die „Ordinary Intelligence“, also das Denken, wird in humanoiden Robotern durch künstliche Intelligenz realisiert.
- Das Sehen übernehmen Kameras und Bildverarbeitungssysteme.
- Die Manipulation, das Greifen und Bewegen, erfolgt durch hochentwickelte Roboterhände und Greifer.
Damit wird auch relativ schnell klar, das moderne Humanoide bereits an die wesentlichen Fähigkeiten heranreichen, die den Menschen auszeichnen – kognitive Intelligenz, Wahrnehmung und feinmotorische Geschicklichkeit.
Der Mensch bleibt im Zentrum
Ein zentrales Statement seiner Rede lautete: „We are not replaced by AI – we are replaced by people who know how to use AI.“ Damit machte Prof. Kazerooni deutlich, dass es nicht die künstliche Intelligenz selbst ist, die Arbeitsplätze ersetzt, sondern die Personen, die sie beherrschen und produktiv einsetzen. Die Zukunft der Arbeit liegt also in der Fähigkeit, mit Technologie sinnvoll und kompetent umzugehen.
Algorithmen allein sind wertlos, wenn keine geeignete Hardware existiert, um sie auszuführen. Die Roboterhand bleibt laut Kazerooni einer der größten Engpässe auf dem Weg zu vollautonomen Systemen. In ihr liege jedoch auch ein großer Teil der Zukunft: leichte, robuste und sensible Werkzeuge, die physische Kompetenz mit intelligenter Steuerung verbinden und neue Aufgaben schnell erlernen können.
Der Professor plädierte für ein Umdenken: „Build different. Build with humanoids.“ Nur durch den Einsatz humanoider Systeme könne die vollständige Automation von Produktion und Montage Realität werden. Die nächste Generation robotischer Hände müsse über fortschrittliche physische Eigenschaften, autonomes Lernen, intuitive Mensch-Maschine-Interaktion und leistungsfähige Motoren verfügen – wie sie FAULHABER mit seinen Antriebssystemen entwickelt.
Technologische Grenzen – und Chancen
„The barrier is not imagination, but technology.“ Diese Aussage fasst die Essenz seiner Botschaft zusammen: Die Grenzen des Fortschritts liegen nicht in der Fantasie, sondern in der verfügbaren Technik. Doch genau dort entstehen Innovationen – durch leichtere, sensiblere und intelligentere Systeme, die das Zusammenspiel von physischer und digitaler Kompetenz perfektionieren.
Das Feld der humanoiden Robotik ist weit und voller Möglichkeiten. Prof. Kazerooni rief dazu auf, sich aktiv mit dieser Entwicklung auseinanderzusetzen: zu reflektieren, wofür und wie wir humanoide Systeme einsetzen wollen – und wie wir ihren Fortschritt zu unserem Vorteil gestalten können. In seinem Schlusswort betonte er: „I believe in healthy competition.“ Der Fortschritt der Robotik werde von Wettbewerb, Zusammenarbeit und dem gemeinsamen Streben nach Exzellenz getragen.
Über Prof. Homayoon Kazerooni
Prof. Homayoon Kazerooni ist Professor für Maschinenbau an der University of California, Berkeley, und zählt zu den international führenden Experten im Bereich Robotik, Exoskelette und Mensch-Maschine-Systeme. Mit über 30 Jahren Forschungserfahrung prägt er maßgeblich die Entwicklung moderner Assistenz- und Robotiksysteme, die Mensch und Maschine auf intelligente Weise verbinden. Als Gründer von suitX (by Ottobock) sowie Ekso Bionics hat Prof. Kazerooni entscheidend dazu beigetragen, Exoskelette aus der Forschung in die Praxis zu überführen – mit Anwendungen in Medizin, Industrie und Rehabilitation.
