Von der Problemstellung zur Lösungsfindung
Silvia Rohner als Teamleiterin des MedTech Lab und die Enhanced Teams vereinen Know-how und Entwicklergeist im Sinne der Barrierefreiheit. Sie greifen auf jahrelange Erfahrung zurück, arbeiten interdisziplinär und mit großer Vision. So wie beim „ZED evolution“, dem Rollstuhl 4.0. Die Idee dazu entstand 2015 – es wurde lange getüftelt und getestet, um ein robustes Gefährt zu entwickeln, das Hindernisse im Alltag problemlos meistert. Zusammengearbeitet wurde dabei mit einem Betroffenen, dem Paraplegiker Florian Schoch. Er war es auch, der den robotischen Rollstuhl erfolgreich am ersten Cybathlon durch den Parcours manövrierte und das Wheelchair Race gewann.
Bei einem Besuch an der Hochschule OST geben die Wissenschaftler und Ingenieure einen Einblick hinter die Kulissen und in die Vorgehensweisen bei den Projekten. Ausgehend von der Problemstellung arbeitet das Team um Silvia Rohner stets in engem Austausch mit Betroffenen und verschiedenen Gruppen. Das können Paraplegiker sein, Orthopädie-Techniker oder Angehörige von Betroffenen. Sie schildert, wie die Entwicklung und Zusammenarbeit bei den Projekten abläuft: „Wir versuchen da zuerst zu klären: „Was ist eigentlich das Problem?” Welche Probleme treten im Alltag auf, die wir dann [...] angehen können? In einer nächsten Phase entwickeln wir Ideen, wie wir das technisch lösen könnten. [...] Und mit dem gehen wir dann auch wieder zurück zu den Benutzern [...] und fragen: „Hey, ist das eine gute Idee?“
Aus diesem Austausch und aus den Erkenntnissen werden dann wieder Modifikationen vorgenommen. Ein iterativer Prozess, der Möglichkeiten aufzeigt und Ideenreichtum fordert. Einen typischen Arbeitstag gibt es dabei nicht, denn jeder Tag ist anders und wird meist morgens grob geplant. TechLead des Teams, Benjamin Eggimann erklärt wie die Teammitglieder arbeiten: „Zuerst vielleicht ein bisschen am Computer, dann gehen wir an die Hardware und probieren diese sicher aufzugleisen, dass es sauber funktioniert. Und dann geht es los mit Testen, dass wir da wirklich ein gutes Gerät haben, das funktioniert, sodass wir auch Personen reinsetzen können.“
Kleine Antriebe für große Leistung
Für Funktionalität und Wendigkeit sind insgesamt sieben FAULHABER-Motoren im Rollstuhl verbaut. Ein DC-Kleinstmotor aus der Serie 3890...CR befindet sich beispielsweise in der Sitzverstellung. So kann der Sitz mühelos vor und zurück bewegt werden, um bedürfnisgerecht verschiedene Positionen einzunehmen oder den Schwerpunkt zu verlagern. Ist der Sitz vorne, kann der Nutzer bequem an einen Tisch heranfahren. Für die Fahrt über längere, ebene Strecken können die Beine in der hinteren Position ausgestreckt oben liegen. Und auch die Räder werden von leistungsstarken FAULHABER-Motoren angetrieben. Bürstenlose Flachmotoren der Baureihe BXT ermöglichen es, dass der Rollstuhl in alle Richtungen losfahren und auf kleinstem Raum manövrieren kann.
Benjamin Eggimann fasst zusammen, wie die Antriebe ausgelegt sein müssen: „Möglichst klein, möglichst leistungsdicht, da man sie wirklich an die Grenzen bringt.“ Während im Labor über Komponenten, Funktionen und Features diskutiert wird, findet auf der hauseigenen Teststrecke der Realitätscheck statt. Lässt sich die Bodenwellen gut überwinden? Die Treppe bewältigen? Funktioniert das Bedienen der Türklinken mit dem Roboterarm problemlos? Bei diesen Testläufen ist das Feedback des Nutzers unabdingbar, denn er kann direkt sagen, ob alles klappt oder ob nachjustiert werden muss.
Ist der Praxistest bestanden, steht dem Einsatz im Alltag und auch dem Wettkampf nichts mehr im Wege. Erfolgreiche Umsetzung und Ergebnisse sorgen beim gesamten Team für Begeisterung und Stolz. Und damit festigen sich auch die Wünsche für den anstehenden Cybathlon: „Der Wunsch ist natürlich, dass wir wieder vorne mit dabei sind. Aktuell sind wir ja Titelverteidiger [...], die Erwartungen sind hoch!“, meint Benjamin Eggimann.
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